
Und so begab es sich zum ersten Vollmond nach der Wintersonnenwende – jener Nacht, da das Licht langsam wiederkehrt und die Schatten der dunklen Zeit zu weichen beginnen –, dass das Volk der Vagabunden sich zum höchsten aller Rituale versammelte.
Wie einst unsere Ahnen, im Einklang mit den alten Zeichen am Himmel und den Flüstern der Erde, standen wir im Kreise der Flamme, um die Götter zu ehren und das neue Jahr zu begrüßen.
Doch wie so oft ruft das Schicksal unerwartet: Unsere Völva Alva, weise Hüterin der Zeichen, war abwesend – und so trat der Jarl Blorek, unser Führer in Krieg und Rat, zum zweiten Male unverhofft in die Rolle des Goden. Mit fester Stimme und ehrlichem Herzen führte er das Volk durch die rituellen Worte, ehrte die Götter und rief die Kräfte des Wandels herbei. Und niemand unter uns zweifelte, dass der Wille der Ahnen durch ihn sprach.
Ein besonderer Ruf galt in diesem Jahr unserem Freund von der See: Björn den Bärn aus den Minen, der aus der Ferne zu uns trat, wie Donner aus den Tiefen. Groß war der Jubel, als er das Feuer erreichte, und groß der Krug, den man ihm reichte.
Ein Riesenfest ward es – mit Speis und Trank im Überfluss, wie es den alten Göttern wohlgefällig ist. Met rann über die Lippen, Fleisch brutzelte am offenen Feuer, und das Lachen hallte durch die Nacht wie die Rufe der Wilden Jagd.
Doch nicht nur der Freude ward gedacht: Auch den Zielen des vergangenen Jahres wurde in Ehrfurcht Platz eingeräumt. Was geschafft ward, wurde gepriesen. Und was unvollendet blieb, das wurde nicht verdammt – nein, es wurde neu beschworen, gemeinsam, im Schwur um das Feuer: Wir werden weiterwirken, weiterwandeln, weitermachen – Seite an Seite.
Und so blicken wir nun, voller Hoffnung und Kampfesgeist, den länger werdenden Tagen entgegen. Ein neues Jahr hat begonnen, und mit ihm neue Taten, neue Bündnisse, neue Geschichten – bereit, in die Chronik eingewoben zu werden.








