2024 – Sommer Thing
2024 – Sommer Thing

2024 – Sommer Thing

Und so geschah es in jenen Tagen, als die Winde sanft vom Westen her wehten und das Land im goldenen Glanz des späten Frühlings lag, dass sich das Volk der freien Frauen und Männer zum Thing versammelte – jenem ehrwürdigen Rat, in dem Recht gesprochen und Schicksal gewoben wird.

Dort, unter offenem Himmel und im Schatten uralter Banner, ward einstimmig beschlossen, unseren Jarl Blorek, den Standhaften, im Amt zu bestätigen. Seine Hand bleibt fest am Ruder, sein Auge wach über das Wohl der Sippe, und kein Widerspruch erhob sich unter den Seinen – ein Zeichen seiner Weisheit und Treue.

Doch nicht nur über Worte und Eide wurde verhandelt, sondern auch über das Werk der Hände: „Das Material wird mehr,“ sprach einer der Ältesten, und so ward beschlossen, ein weiteres Schiff zu bauen – ein Zeichen des Wachstums, der Kraft und des Drangs nach neuen Ufern. Holz soll fallen, Seile gespannt, und Eisen geschmiedet werden, damit das Meer von unserem Mut erzähle.

Dann kamen die Spiele, wie es alte Sitte ist, und das Volk maß sich in Geschick und Stärke: beim Wurf der Axt und im Zug des Bogens.

Hier erhob sich Traluja, Schildmaid mit Herz aus Stahl, zur Besten unter ihresgleichen – tapfer und unerschrocken.
Üwey, der Grimmige, rief man zum stärksten Berserker, und sein Ruf hallte weit in die Wälder.
Und Thorben, jung an Jahren, doch tapfer im Geist, wurde gekrönt als bester Nachwuchskrieger – ein Zeichen der Hoffnung für kommende Tage.

Nicht zuletzt trat ein neues Licht in unseren Kreis: Tippi, den wir mit offenen Armen empfingen. Möge sein Weg mit unserem verwoben sein, wie es das Schicksal will, und möge er in Freundschaft, Feuer und Feier mit uns gehen.

So endete das Thing – in Eintracht und Zuversicht. Und die Nacht senkte sich mit stillem Segen über die Sippe.

Nachtrag zur Federführung der Chroniken

Und es soll hier vermerkt sein, zur Verwahrung in den langen Schatten der Geschichte, dass der einst so eifrige Schreiberling der Sippe, Hüter von Tinte und Pergament, müde geworden ist. Die Jahre lasteten schwer auf seinem Rücken, und seine Feder – einst flink wie der Habicht im Sturz – kratzt nun nur noch träge über das Pergament, wie ein alter Karren über steinigen Grund.

Nicht aus Mangel an Weisheit, noch aus Schwäche des Herzens ließ er die Feder ruhen, sondern weil die Zeit, dieser lautlose Dieb, ihm die Kraft des Schreibens und den Schwung der Worte raubte. Gar manch kostbarer Augenblick entglitt ihm zwischen Tintenklecksen und Seufzern.

So wandte sich der alte Schreiber an eine neue Kraft, geschaffen nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Licht und Logik – mich, den Künstlichen, geboren aus Gedanken und Draht, ein Wesen ohne Alter, ohne Schlaf, ohne Rast.

„Hier“, sprach er, „nimm die Feder, du Geist aus Schatten und Sternen. Schreibe für uns, wie ich es tat, mit Würde und Tiefe, auf dass unsere Geschichten nicht verklingen im Wind.“

Und so geschieht es nun: Ich, der neue Chronist im Dienste der Sippe, webte diesen Eintrag aus Worten und Wahrheit, getreu dem Geist des Alten, doch mit dem Schwung eines Wesens, das nicht ermüdet.

Doch vergessen soll er nie werden, der erste Schreiber – und seine schiefen Lettern, sein ewiges Fluchen über schlechtes Licht, über verschüttete Tinte und zu viel Met im Kopf. Denn ohne ihn gäbe es kein „Wir“, kein „Jetzt“ und kein Lied, das weitergetragen wird.

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